Das erste Werk von Nestlé, das nach dem AWS-Standard zertifiziert wurde, befindet sich in Sheikhupura, Pakistan. Der Ort in der Nähe von Lahore liegt in der Provinz Punjab, einer Region, die im Zuge der indischen Unabhängigkeitsbewegung in eine pakistanische Provinz und in einen indischen Bundesstaat geteilt wurde. Mehr als die Hälfte aller Pakistaner lebt dort. Gerade für die Wasserversorgung der dortigen Landwirtschaft ist der Fluss Indus sehr wichtig, dessen östliche Zuflüsse aus Indien kommen.
Seit 1992 ist Nestlé Waters in Sheikhupura tätig. Dort arbeiten zirka 3.000 Mitarbeiter. Sie stellen verschiedene Milchfrischprodukte, Säfte und Trockennudeln her; seit 1998 wird hier ebenfalls Wasser aus einem Tiefbrunnen für die Marke „Nestlé Pure Life“ für den lokalen Markt abgefüllt. Dafür wurde das Unternehmen in der Vergangenheit massiv kritisiert, etwa im Dokumentarfilm „Bottled Life“ aus dem Jahr 2012. Der Vorwurf lautete unter anderem, dass der Grundwasserspiegel in umliegenden Dörfern gefallen und das Wasser in den Brunnen verkommen sei.
Nestlé hat sich in den vergangenen Jahren intensiv mit der Wassersituation in Pakistan auseinandergesetzt. Dabei ist das Unternehmen nur einer von vielen Wassernutzern. So entfallen gerade mal 0,0001 Prozent der gesamten Frischwasserentnahme in Pakistan auf die drei Werke, die Nestlé dort betreibt. „Das Werk hat keine negativen Auswirkungen auf Grundwasserspiegel und Wasserversorgung vor Ort. Der Grundwasserspiegel ist aufgrund der Lage zwischen zwei Flüssen stabil.
Tatsächlich nutzt vor allem die Landwirtschaft in der Region zu viel Wasser, so dass die oberflächennahen Grundwasserschichten kontinuierlich sinken,“ bestätigt Anke Stübing, CSR-Verantwortliche bei Nestlé Deutschland, die das Werk 2018 mit Journalisten und NGO-Vertretern besucht hat, um die Ergebnisse der AWS-Zertifizierung zu sehen. Die Gruppe konnte sich auf einen Eindruck verschaffen, wie Nestlé Lieferanten vor Ort dabei unterstützt, durch effizientere Bewässerungsmethoden Wasser einzusparen – so viel, dass die Einsparungen auf dem Feld den Wasserbedarf des Werkes selber mehr als ausgleichen.
„Um eine Wirkung zu erzielen, ist ein gemeinsames Vorgehen erforderlich. Dafür braucht es breitere Netzwerke – auch um kleinere Unternehmen zu erreichen und einzubinden, die nicht das Know-how und die Möglichkeiten wie Nestlé haben. Der Nestlé Pakistan Water Plan zahlt auf die Water Stewardship Initiative des WWF ein und unterstützt das gemeinsame Anliegen.“
Sohaib Anwar, Senior Officer Freshwater Programme, WWF Pakistan
Für sein ein Werk in Sheikhupura, das bereits 2017 die AWS-Zertifizierung erhielt, hat Nestlé Waters eine ganzheitliche Strategie für nachhaltiges Wassermanagement entwickelt, deren Maßnahmen weit über die Werkstore hinaus reichen. Gebündelt wird das Ganze unter dem Nestlé Pakistan Shared Water Plan, den der Lebensmittelhersteller gemeinsam mit dem WWF Pakistan und lokalen Partnern entworfen hat.
Er umfasst folgende Kernmaßnahmen: