Der 1947 aus den mehrheitlich muslimischen Teilen Britisch-Indiens entstandene Staat Pakistan ist ein Paradebeispiel dafür, wie die „geteilte“ Ressource Wasser politische Konflikte beeinflussen kann. Pakistan und sein Nachbar Indien beanspruchen jeweils Wasserressourcen des wichtigsten pakistanischen Flusses Indus und seiner Nebenflüsse. 1960 musste dieser Konflikt mit dem Indus-Wasservertrag geregelt werden. Auch heutzutage kommt es immer wieder zu Auseinandersetzungen zwischen den beiden Ländern um eine gerechte Bewirtschaftung der Flussgebiete.
Pakistan leidet seit Jahren unter akutem Trinkwassermangel. 2002 hatten die Pakistaner laut „Indian Defence Review“ pro Kopf nur noch 1.500 Kubikmeter Frischwasser pro Jahr zur Verfügung – ein Wert, ab dem man davon spricht, dass ein Land unter „Wasser-Stress“ leidet. Prognosen gehen sogar davon aus, dass die Wasserverfügbarkeit im Jahr 2025 auf nur noch 1.000 Liter pro Kopf gesunken sein wird. In Pakistan wird dann Wasserknappheit herrschen.
Während die islamische Republik teilweise auch Indien die Schuld gibt, zeigen viele Berichte aus Pakistan, dass die Wasserressourcen schlecht gemanagt werden: „Gleichzeitig fällt Pakistan mit einer sehr unvorteilhaften Nutzungsbilanz auf“, schreibt die NZZ: „90 Prozent des verfügbaren Wassers fließen in den Agrarbereich, den wichtigsten Wirtschaftssektor.“
Die Bewässerungsmethoden der Landwirtschaft sind aber veraltet und ineffizient, wie der WWF am Beispiel der Baumwollproduktion in Pakistan aufgezeigt hat. Neben Ländern wie China oder Indien gehört Pakistan zu den größten Baumwollexporteuren der Welt. Der Anbau von Baumwolle ist allerdings sehr wasserintensiv. Laut WWF werden knapp 9.000 Liter Wasser benötigt, um ein Kilogramm des Rohstoffs aus Pakistan zu produzieren. Dieses stammt teilweise aus örtlichen Flüssen wie dem Indus. Das Problem: Zirka die Hälfte des eingesetzten Wassers wird verschwendet. „Die Bewässerungsmethoden wie zum Beispiel Feldflutung sind dabei oft nicht effizient genug“, so der WWF. „Weiter erreicht nur ein Drittel des Wassers überhaupt die Felder, weil der Großteil auf dem Weg verdunstet oder aufgrund maroder Bewässerungskanäle versickert.“ Die Folge: Das benötigte Wasser wird auch aus dem Grundwasser gepumpt.
Aufgrund der Grundwasserentnahme für Agrarerzeugnisse sinkt der Grundwasserspiegel der betroffenen Regionen, was wiederum die Wasserqualität gefährdet: „Vor allem durch steigende Konzentration von Arsen, das natürlich im Boden vorkommt. Dies führt dazu, dass Wasser für die Grundversorgung der Bevölkerung aufwendig aufbereitet werden muss“, informiert Nestlé. „Über 18 Millionen Menschen haben hier derzeit keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, 250.000 Kinder sterben jedes Jahr aufgrund von verunreinigtem Wasser, und 100 Millionen Menschen haben keinen Zugang zu angemessenen sanitären Einrichtungen“, ergänzt Georg Abel, Geschäftsführer der Verbraucher Initiative e.V., der Nestlé auf die Reise nach Pakistan begleitet hatte.