Der Zugang zu sauberem Wasser ist ein Menschenrecht. Für mehrere Hundert Millionen Menschen weltweit bleibt er jedoch eine Illusion. Aber warum ist sauberes Wasser in vielen Regionen der Welt Mangelware? Um diese Frage zu beantworten, müssen wir unter anderem unser Kaufverhalten unter die Lupe nehmen. Denn ein Großteil unserer Produkte, die wir täglich konsumieren, haben ihren Ursprung in anderen Ländern. Das für ihre Herstellung benötigte Wasser steht dann zur lokalen Trinkwasserversorgung und zu den heimischen Ökosystemen in Konkurrenz.
Kommunen in wasserarmen Regionen versuchen zum Teil den Ressourcenmangel durch technologische Mittel in den Griff zu bekommen. Das reicht dem Wasserexperten vom WWF, Johannes Schmiester, aber nicht aus: „Für uns sind Technologie und Infrastruktur nachgelagerte Fragen. Denn in erster Linie führt eine schlechte Governance zur Wasserknappheit.“ Laut Schmiester kennzeichnet sich diese durch extreme Ausdehnung von Landwirtschaftsflächen aufgrund wirtschaftlicher Interessen, kommunale Akzeptanz illegaler Brunnen, mangelhafte Regulierung von Wasserressourcen und deren Überverteilung an wirtschaftliche Akteure.
Die Folge: Für den Privatverbraucher bleibt zum Schluss kaum noch Trinkwasser übrig, und die Wasserqualität ist in vielen Regionen durch Landwirtschaft und andere Nutzer gefährdet: „Selbst in Ländern wie Spanien, das als Teil der Europäischen Union an die EU-Wasserrahmenrichtlinie gebunden ist, tolerieren einige Kommunen die Missachtung von Wassernutzungsvorschriften zum Nachteil von Menschen und Natur.“ Aber was muss stattdessen passieren? „Es geht darum, die Wasserressourcen eines Flussgebietes – das ist die geografische Einheit für Wasser – richtig zu managen. Dabei sind zunächst politische Akteure gefragt, die Regulierungsvorschriften erlassen.“
In einer funktionierenden Governance-Struktur sollen Politik, Zivilgesellschaft und die Privatwirtschaft gemeinsam ganzheitliche Wassermanagement-Ansätze finden. Alleingänge und punktuelle Lösungen sind hier fehl am Platz, denn Flussgebiete sind komplexe Systeme: „Wasser ist eine geteilte Ressource mit Co-Abhängigkeiten der unterschiedlichen Nutzer. Wenn flussaufwärts etwa ein Betrieb zu viel Wasser benötigt, bleibt flussabwärts für einen anderen nichts mehr übrig. Unabhängig davon, ob die Firma besonders wassereffizient wirtschaftet oder nicht.“